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Saisonstart-Interview mit Headcoach Andi Vollmer
Die neue Saison rückt in grossen Schritten näher – am 13. Oktober 2019 empfangen die NLA-Volleyballerinnen von Sm’AeschPfeffingen zum Saisonauftakt die Gegnerinnen aus Franches-Montagnes zuhause im Löhrenacker (17.00 Uhr). Für Cheftrainer Andi Vollmer beginnt damit bereits die dritte Saison im Baselbiet. Ob das Birstal den 53-jährigen Deutschen in dieser Zeit als Trainer verändert hat? Im Interview spricht Vollmer unter anderem über seine Trainerphilosophie, die Kader-Planung und die Gegnerinnen – und erzählt, weshalb er sich mit einem Adler identifizieren kann.
von Andrea Neyerlin
Andi, mit der Spielzeit 2019/20 wird Deine 3. Saison mit Sm’AeschPfeffingen lanciert. Wie haben sich Deine Ziele und Erwartungen seit Deiner Ankunft in Aesch verändert?
Andi Vollmer: Meine persönlichen Ansprüche ändern sich nicht, oder nur wenig, denn sie sind stets hoch. Ich will immer das Maximum erreichen und in der Meisterschaft mit Medaillen abschliessen. In meinem dritten Jahr hier habe ich natürlich jetzt mehr Wissen und Gespür dafür, was in der Region und im Verein möglich ist. Im Sommer 2019 kam es zu vielen personellen und infrastrukturellen Veränderungen und wir haben diesbezüglich noch Potenzial, das es abzurufen gilt. Letztlich habe ich aber die höchsten Ansprüche an mich selbst, obschon ich mich natürlich an gewisse Infrastrukturen anpassen muss.
Wie hast Du Dich in dieser Zeit als Trainer verändert?
Mich zu verändern steht nicht im Mittelpunkt meines Trainerlebens, obwohl es natürlich stets Anpassungen bedarf, um den Entwicklungen des Volleyballspiels gerecht zu werden. Über die Jahre habe ich mir die Souveränität, im Stress Ruhe zu bewahren und trotzdem im entscheidenden Moment Schub zu geben, antrainiert. Diese gewisse Gelassenheit und das erarbeitete Know-how möchte ich bewahren und gerade durch meine Arbeit in der deutschen Nationalmannschaft erweitern. Deshalb versuche ich also eher, die Umstände in meiner Arbeitsumwelt so zu verändern, dass sie unseren Zielen optimal dienen. Und ich bin überzeugt, dass der neue Vorstand unsere Ideen vermehrt aufnehmen wird, denn wir wollen uns in der Gemeinde, in der Halle und überregional verändern und deutlich präsenter sein.
Mit welchen drei Adjektiven würdest Du Dich selbst als Trainer beschreiben?
Engagiert, ehrgeizig und enthusiastisch – und all dies immer von ganzem Herzen.
Mit welchem Lebewesen aus der Tierwelt würdest Du Dich am ehesten vergleichen – als Privatmensch und als Trainer?
In der Halle fühle ich mich als Trainer manchmal wie ein Steinadler: ein leistungsfähiges Tier mit Ausdauer und einem scharfen Auge, aber auch mit Geduld. Im Privatleben bin ich ein Raubtier: Ich gebe auch privat gerne den Weg vor, kann nicht zu lange still sitzen und bin immer sportlich aktiv und rasant unterwegs.
Sprechen wir also über den Steinadler Andi. Beschreib uns bitte Deine Volleyball-Philosophie.
Diese kann ich mit drei Aspekten umschreiben. Zum einen ist da der physische Faktor: Volleyballerinnen müssen in meinen Augen athletisch topfit sein, denn dann sind sie auch mental stark. Zum anderen verlange ich von meinen Spielerinnen stets ein Verständnis für das Spiel – dabei erwarte ich, dass sich meine Spielerinnen auch ausserhalb des Trainings mit dem Spiel beschäftigen. Kurzum: Ich möchte Eigenständigkeit vermitteln und fordern. Und drittens ist das Hoffen auf Erfolg eine wichtige Komponente meiner Philosophie im Sport.
Inwiefern ein Hoffen auf Erfolg?
Damit meine ich, dass ich eine Sache immer positiv angehe, ein Ziel vor Augen habe und weiss, wie man dorthin kommt. Deshalb sind auch Fehler erwünscht, weil diese einem am Schluss den richtigen Weg aufzeigen und einen lehren, sich von Misserfolgen nicht aus der Bahn werfen zu lassen. Dies ist meinen Teams in den letzten Jahren meist sehr gut gelungen.
Welche Leitlinien hast Du bei der Kaderplanung für die Saison 2019/20 befolgt?
Für uns war es enorm wichtig, ein breiteres Kader zu erlangen, so dass wir auf gleichwertige Spielerinnen auf der Bank zählen dürfen und somit bessere Optionen für die Wechsel vorhanden sind. Andererseits war auch die qualitative Verbesserung des Kaders ein wichtiger Punkt, was uns mit den Neuverpflichtungen und den sich optimal ergänzenden Kräften gelungen ist.
Nicht nur im Kader gab es personelle Veränderungen, sondern auch im Trainer-Staff. Du startest mit dem neuen Assistenz-Coach Michal Tarabcik in die kommende Spielzeit – wie gut kennst Du Michal schon?
Michal ist schon rund fünf Jahre in der Schweiz und war erst bei Köniz, dann bei Volley Düdingen tätig. In dieser Zeit haben sich unsere Wege hin und wieder gekreuzt – nun hat der Zeitpunkt gepasst, ihn ins Boot zu holen. Michal ist sehr komplett: er ist ein guter Trainer, Spieler, Scout und hat auch im Bereich Athletik ein grosses Wissen. Somit vereint er viele Komponenten, die das Ziel der langfristigen Zusammenarbeit ermöglichen. Ich freue mich darauf.
Ergänzt wird Euer Trainer-Team durch Athletikcoach Alex Stravs – worin bestehen seine Aufgaben?
Mein Ziel war es, Alex noch stärker ins Team zu holen. Denn er hat eine hervorragende Ausbildung, ein grosses Wissen in den Bereichen Athletik und Sportwissenschaft und ist neugierig. Dieses Zusammenrücken wird uns dadurch gelingen, dass Alex fortan nicht mehr „nur“ die Athletiktrainings im Kraftraum leitet, sondern auch vermehrt bei den Hallentrainings dabei ist und ausserdem neu das 1. Liga-Team coachen wird – dabei wird er von Michal unterstützt.
Wagen wir gemeinsam einen Saisonausblick. Welche Ziele hast Du mit den NLA-Frauen für die Spielzeit 2019/20?
Es ist kein grosses Geheimnis, dass wir in den Playoff-Final kommen wollen. Und in einem möglichen Final dürfte man im Vergleich zur vergangenen Saison höhere Ansprüche anmelden.
Foto: Christoph Jermann
Wie schätzt Du Dein Team ein?
Da wir wie gesagt die Breite und Qualität des Kaders verbessert haben, sind auch unsere Ansprüche gewachsen. Wir haben also viel Potenzial, das es nun in der Halle umzusetzen gilt.
Und wie beurteilst Du Eure NLA-Gegnerinnen?
Die Triple-Gewinnerinnen aus Neuchâtel sind dank ihrer Erfolge der letzten Saison natürlich selbstbewusst und haben auch 2019/20 ein richtig gutes Team. Aber auch die Ladies aus Schaffhausen sind auf Augenhöhe. Ausserdem haben sich diverse Teams aus dem Mittelfeld ebenfalls mit neuen Kräften verstärkt. Insgesamt denke ich aber, dass die Top-4 der letzten Saison auch 2019/20 die Top-4-Teams bleiben werden.
Das wären dann erneut Neuchâtel, Düdingen, Schaffhausen und eben Dein Team. Was denkst Du über die Neuerungen von Swiss Volley mit fortan zehn Teams und allen Playoff-Runden im best-of-five-Modus?
Ich habe diese Neuerungen befürwortet und auch selbst gefordert. Einerseits, damit die Belastung während der Saison für die Top-Teams mit einer Dreifachbelastung Meisterschaft, Cup und Europacup nicht ganz so hoch ist, da die Qualifikationsrunde nur in Hin- und Rückrunde gespielt wird. Und andererseits erlaubt der best-of-five-Modus in allen Playoff-Runden den starken Teams mehr Präsenz in den Medien mit wichtigen und interessanten Matches.
Weshalb hast Du Dein Team besonders mit Spielerinnen aus dem amerikanischen Raum verstärkt?
Dies ist eine Sache der Mentalität. Die Amerikanerinnen leben das „positive thinking“ – sie sind sehr volksorientiert, gehen immer vorwärts und lassen sich auf Veränderungen ein. Ausserdem hat die USA sehr viele gute Volleyballerinnen und stehen international ganz weit oben.
Was sind denn konkret Eure Wünsche als Team für die kommende Spielzeit?
Unser Wunsch ist es, die Leute aus der Region Basel stärker abzuholen und somit ein grösseres Publikum anzusprechen. Die Vorfreude im Team ist bei allen sehr gross, denn auch die Spielerinnen spüren nach dem Umbruch im Club eine Art Aufbruchsstimmung und sind voller Tatendrang.
Welchen Satz möchtest Du im Frühjahr 2020 sagen können, wenn wir uns wieder zum Interview treffen, um eine Saisonbilanz zu ziehen?
Mission completed.